„Culture – Creating – Confidence“: Russland zu Gast in Worpswede
Unter dem Motto „Kultur schafft Vertrauen“ fand vom 25. bis 28. Oktober die V. Kunst- und Filmbiennale in Worpswede statt: Eine Begegnung zwischen Ost und West mit Kunst, Film und Literatur. Den russischen Arbeiten stehen an drei Ausstellungsorten – in der Galerie Art 99, im Museum am Modersohn-Haus und der Galerie Altes Rathaus – noch bis 16. November rund 40 Werke von norddeutschen Kunstschaffenden aus dem Raum Niedersachsen und Bremen gegenüber. So zum Beispiel Arbeiten des international ausstellenden Malers Ralph Kull und des vielseitigen Bremer Künstlers Tom Gefken.
Für die diesjährige Veranstaltung wurden namhafte russische Künstler gewonnen, darunter die Maler Evgenyi Dybsky und Inna Artemova sowie die renommierte Fotografin des russischen Alltagslebens, Anastasia Khoroshilova. Gemeinsam mit fünf weiteren Künstlern zeigen sie rund 40 Werke aus den Genres Malerei, Bildhauerei, Installation, Fotografie und Digitale Medien, die die kulturelle und politische Entwicklung ihres Heimatlandes in den Jahren von 1990 bis 2018 reflektieren. „Unsere Bilder von Russland stammen meist aus Nachrichtensendungen. Daraus entstehen häufig Urteile, aber auch Vorurteile, die sich in den Köpfen verfestigen. Diese aufzubrechen durch den Dialog miteinander, ist eines der Ziele der Biennale“, erklärt Prof. Jürgen Haase.
Ein Brückenschlag von Ost nach West
Auch Cineasten und Literaturliebhaber kommen bei der Kunst- und Filmbiennale Worpswede auf ihre Kosten und erhalten über ein ausgewähltes Rahmenprogramm Einblick in die viel beschriebene „russische Seele“. Gezeigt wird zum Beispiel der Film „Der die Zeichen liest“ von dem bekannten Regisseur Kirill Serebrennikow. Er handelt von einem Schüler, der in christlichen Fundamentalismus abgleitet, und thematisiert damit das Verhältnis Russlands zu Staat und Kirche. Zudem wird der Schriftsteller und Journalist Nik Afanasjew nach Worpswede kommen, um aus seinem Buch „König, Krim und Kasatschok“ zu lesen. Für dieses Werk bereiste der Autor das Russland seines Vaters und erlebte zum Teil skurrile Begegnungen, die er im Anschluss an die Lesung mit dem Publikum diskutiert.
„Die Kunst- und Filmbiennale ermöglicht einen neuen Blick auf Russland. Die Künstler schlagen eine Brücke wie einst Gorbatschow mit Glasnost und Perestroika“, betont der Veranstalter. Dass das Konzept aufgeht, hat die Vergangenheit gezeigt: 2016 besuchten ukrainische Künstler Worpswede. Sie knüpften Kontakte zu Kultur- und Kunstschaffenden vor Ort, die ein Jahr später den Gegenbesuch antraten. Nun soll mit der Kunst- und Filmbiennale 2018 eine neue Verbindung von Ost nach West entstehen.
Weshalb gerade Russland in Worpswede? Darauf hat der Bürgermeister des Künstlerdorfes bei Bremen, Stefan Schwenke, eine Antwort: „Worpswede und Russland sind historisch wie künstlerisch unter anderem durch das Wirken von Rainer Maria Rilke verbunden. Deshalb freue ich mich schon sehr auf unsere Gäste und auf einen spannenden Austausch.“ Der Dichter Rilke, dessen Name eng mit Worpswede verknüpft ist, reiste begeistert in die bei Moskau gelegene Künstlerkolonie Abramzewo – auch bekannt als „russisches Worpswede“. Rilkes Russland-Reisen gingen als eine seiner prägendsten Auslandserfahrungen in die Geschichte der deutschsprachigen Literatur ein. Jürgen Haase: „Vor diesem Hintergrund wird auch die Worpsweder Leidenschaft für Russland auf der Biennale 2018 beleuchtet.“
Weitere Informationen erhalten Sie unter www.biennale-worpswede.de. Dort ist das Biennale-Programm abrufbar.